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WHO CARES?

In diesem Semester habe ich mich intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, wie sich unser Alltag inmitten der aktuellen Situation verändert und wie wir damit umgehen. Tag für Tag erreichen uns durch die Medien immer mehr Nachrichten über den anhaltenden Krieg in der Ukraine, die Konflikte zwischen Israel und Gaza, das Erstarken des Rechtsextremismus nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen europäischen Ländern. Zugleich sehen wir, wie extremere Wetterphänomene immer häufiger auftreten, während die politischen Parteien nur damit bescheftigt sind miteinander zu streiten oder sich gegenseitig fertig zu machen, ohne wirksamen Lösungen zu bieten. 

 

Es kommen immer mehr schockierende Berichte über Fälle von Kindermissbrauch, Femizide, Kindermorde und Amokläufe. Ich könnte noch ewig weitere Beispiele von Herausforderungen und Krisen bringen, die Liste scheint endlos zu sein. Doch wie können wir als Einzelpersonen damit umgehen?

 

Die Psychologie bietet Erklärungen für die Auswirkungen dieser ständigen negativen Nachrichten auf unser psychisches Wohlbefinden. Die kontinuierliche Exposition gegenüber solchen Nachrichten kann zu einem Anstieg von Angst, Depression und Stress führen, da sich Menschen persönlich bedroht oder hilflos fühlen. Zudem tendieren Menschen dazu, negative Ereignisse zu überbewerten und zu verallgemeinern, was als Katastrophisierung bekannt ist. Sie könnten auch dazu neigen, sich mehr auf negative Nachrichten zu konzentrieren und positive Informationen zu ignorieren, was zu einem verzerrten Bild der Realität führt.

 

Als jemand, der stark von Empathie geprägt ist, spüre auch ich die Last dieser Nachrichten. Um mich selbst zu schützen, habe ich eine Strategie entwickelt: Ich halte mich oberflächlich informiert, um auf dem Laufenden zu bleiben, ohne mich zu sehr in die Details und Grausamkeiten dieser Themen zu vertiefen. Bereits jetzt ist die Belastung durch diese Informationen enorm, und es bedarf einer gewissen Distanz, um nicht daran zu zerbrechen.

 

Dennoch stellt sich die ethische Frage, ob es richtig ist, einfach wegzuschauen, während andere leiden und Existenzen zerstört werden. Mit meiner Arbeit „Who Cares“ setze ich mich genau mit dieser Thematik auseinander. Ich beobachte, ich höre zu, und gleichzeitig versuche ich, mich von den überwältigenden Nachrichten abzuschirmen. 

 

Ich befinde mich in einem kalten, einsamen Raum wieder, abgeschnitten von der Welt draußen, während die Schmerzen und das Leid der Welt unaufhörlich auf mich einprasseln.

Ich versuche mir wie einen Omen immer wieder „I don´t care“ (auf deutsch „Es berührt mich nicht“) einzureden. Doch es ist ein innerer Kampf, bei dem ich mich selbst belüge. Die Wahrheit ist, dass es mich sehr wohl berührt, und die Tränen stehen mir nahe, während die Nachrichten immer lauter und bedrückender werden.

 

Die Arbeit, die ich schaffe, ist ein Spiegel dieses inneren Konflikts. Ich möchte kein Teil davon sein, aber gleichzeitig fühle ich mich dazu verpflichtet, ein Teil davon zu sein – ein Teil der Welt, die sich jeden Tag mit neuen Herausforderungen und Krisen konfrontiert sieht.

 

Es ist ein Balanceakt zwischen Selbstschutz und moralischer Verantwortung, zwischen dem Wunsch nach Normalität und dem Gefühl der Hilflosigkeit angesichts der schieren Menge an Leid und Ungerechtigkeit in der Welt. Meine Arbeit reflektiert diesen Zwiespalt und lädt dazu ein, sich mit den eigenen Emotionen und der eigenen Rolle in dieser komplexen Realität auseinanderzusetzen.

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